Indianischer Schamanismus

Als Indianischen Schamanismus bezeichnet man heute umgangssprachlich eine Richtung des Schamanismus, die sich auf Indianische Spiritualität und Indianische Medizin beruft. Im Indianischen Schamanismus verbinden sich verschiedene religiöse und traditionelle Elemente von indigenen Stämmen aus Nord-, Mittel-, und Südamerika mit Techniken aus dem Kernschamanismus. Indianischer Schamanismus existiert als solcher eigentlich nur im Sprachgebrauch der Westeuropäer, aber nicht in der Realität der Indianer, da viele Stämme unterschiedliche religiöse Ansichten und Praktiken haben und mit dem Begriff Indianischer Schamanismus viele Stämme und Kulturkreise einfach über einen Kamm geschoren werden. Damit fallen viele einzelnen Bräuche und Traditionen unter den Tisch. Genau genommen gibt es in Nord-, Mittel- und Südamerika also unterschiedliche Formen des gelebten Schamanismus, sodass man allenfalls sagen kann, dass Indianischer Schamanismus den Oberbegriff für die vielen Schamanentümer der indigenen Völker darstellt.

Herkunft des Sammelbegriffes

Der Begriff „Indianischer Schamanismus“ wurde erst vor wenigen Jahren von Westeuropäern eingeführt, um die vielen schamanischen Strömungen zuordnen und dem Praktizieren von religiösen Riten und Glaubensvorstellungen der indigenen Völkern Amerikas im Zusammenhang mit dem Kernschamanismus einen Namen zu geben. Als „Entdecker“ des sog. indianischen Schamanismus in Westeuropa gilt nach wie vor der ehemalige Science-Fiction Autor Carlos Castaneda, der in seinen Romanen von seinen Erlebnissen mit indianischer Spiritualität erzählt. 1980 fand der Kernschamanismus durch den Anthropologen Michael Harner großzügigen Eingang in Westeuropa, allerdings ebenfalls auf der Grundlage der Spiritualität indigener Völker aus Nord- und Südamerika. Nachdem der Kernschamanismus in Europa Eingang gefunden hatte, weckte er das Interesse von Esoterikern, die ihn zuerst als esoterische Richtung in Anspruch nahmen und mit anderen exotischen Techniken aus dem Buddhismus und Hinduismus vermischten (Neoschamanismus). Nachdem sich aber die Mischung abgenutzt hatte, begann man den Schamanismus wieder zunehmend von einigen esoterischen Praktiken zu trennen und mit echten traditionellen Elementen schamanischer Kulturen zu verbinden. So erfreut sich Indianischer Schamanismus seit wenigen Jahren derart großer Beliebtheit, dass Schamanismus in der Öffentlichkeit mittlerweile auf Indianischen Schamanismus reduziert wird, was sehr schade ist, da indianischer Schamanismus nur eine schamanische Richtung von Vielen und nicht die Einzigste ist.

Zentrale Elemente des Indianischen Schamanismus

Indianischer Schamane Inhalte des von Westeuropäern definierten indianischen Schamanismus sind unter anderem das Heilen mit nord- und südamerikanischen Kräutern, die Lehre des Medizinrades, als auch der Glaube an Mutter Erde, Vater Sonne und den Großen Geist (welcher je na Kulturkreis Manitu, Maheoo und anders genannt wird). Ebenfalls ein Teil des westeuropäischen indianischen Schamanismus bzw. der Indianischen Spiritualität sind die Weisheiten der amerikanischen Ureinwohner, als auch ihre Räucherkultur.

In der neoschamanischen Szene geht man jedoch noch weiter und bedient sich der 7 Heiligen Riten, der Einnahme von psychedelischen Zauberpflanzen wie z.B. Ayahuasca oder dem Peyote Kaktus und hallzuinogenen Pilzen.

In der neoschamanischen Szene gehen Viele für ein solches Ritual sogar extra ins Ausland, weil die Drogen im eigenen Land verboten sind und sich woanders die neoschamanische Hippie-Party unbeschwerter feiern lässt. Meines Erachtens sollte wir als Westeuropäer die Finger von exotischen halluzinogenen Drogen fremder Länder lassen und nicht versuchen deren Einnahme durch entsprechende Religiösität zu legalisieren oder erklären. Ebenfalls sind die 7 Heiligen Riten nicht irgendwelche Rituale, sondern die Zeremonien der weißen Büffelkalbfrau (einer indianischen Gottheit!), welche diese den Lakota geschenkt hat. Oft werden Schwitzhütten, Visionssuchen und das Rauchen der Heiligen Pfeide im Zusammenhang mit indianischem Schamanismus angeboten und gut gebucht. Allerdings hat das nichts mehr mit indianischem Schamanismus zu tun, sondern vielmehr mit der Kommerzgeilheit der Plastik-Schamanen aus dem esoterischen Neoschamanismus und der schamlosen Ausbeutung Indianischer Kultur. Die indigenen Völker sind gerne bereit, ihr Wissen mit uns zu teilen, damit wir unseren eigenen spirituellen Weg finden. Sie sind jedoch nicht bereit, es zu teilen, wenn wir im Nachhinein Profit damit machen auch noch ihre Religion ausbeuten wollen. Verständlich, wenn man bedenkt, was Westeuropäer bereits auf ethischer und kultureller Ebene den Indianern bzw. den First Nations angetan haben – insb. zur Kolonialzeit.

Plastik-Schamanen

In kaum einer anderen schamanischen Strömung gibt es so viele Scharlatane, wie im Indianischen Schamanismus. Plastik-Schamanen in der indianischen Schamanismus-Szene erkennt man in der Regel daran, dass sie sich einen schicken indianischen Namen in Englisch oder Lakota geben, eine direkte Verbindung oder Verwandtschaft zu einem indianischen Stamm vortäuschen – obwohl sie deutscher Herkunft sind – und indianische Einweihungen, Rituale oder Produkte fremder Kulturen (insb. aus Nord- und Südamerika) verkaufen.

Kultureller Diebstahl

Wir sollten nicht vergessen, das wir vor nicht all zu langer Zeit noch über die „primitiven Wilden“ gelacht haben und ihre Heilkunst, als auch ihre Religiösität als Aberglauben abgetan haben. Jetzt, wo Westeuropäer erkannt haben, dass man damit gutes Geld verdienen kann, schlachten sie die indianische Kultur aus, wie ein Jäger ein erlegtes Tier und sind noch stolz auf ihre Beute und den Mord am chancenlosen Mitgeschöpf.

Deshalb: Indianischen Schamanismus privat zu leben und zu praktizieren stellt keinen Diebstahl dar, ihn gegen Bares zu verkaufen hingegen schon. Wer mit Schamanismus sein Geld verdienen möchte, sollte einfach nur kernschamanische Techniken zum Verkauf anbieten und kulturspezifische Rituale und Praktiken anderer Völker außen vor lassen.