Naturgeister

Alle NatUrvölker haben eine starke und überlebenswichtige Verbindung zur Natur und wissen, das alles beseelt ist – ob Bäume, Pflanzen, Tiere oder Steine. Im Schamanismus, der Religion der NatUrvölker, sind Naturgeister ein fester Bestandteil des naturspirituellen Glaubens und so selbstverständlich wie die Anwesenheit der Krafttiere. Doch was sind Naturgeister genau? Naturgeister sind Geister, die die Natur bevölkern und wohnen sozusagen „auf der anderen Seite“ des Waldes. Naturgeister sind feinstoffliche Wesen, die zurückgezogen in der Natur leben und für das Gleichgewicht der Natur sorgen. Sie leben in den Bäumen, den Pflanzen, den Pilzen und den Steinen – ja sogar auch im Wasser, im Feuer, an Kraftorten in der Erde und als Wolken im Himmel.

Im Volksglauben heißt es, dass Zwerge in Fliegenpilzen wohnen und Feen unter den Pilzhüten ihre Feste feiern. Aus diesem Grund werden auch im Kreis wachsende Pilze Feenringe genannt und als besondere Kraftorte bezeichnet. Nicht umsonst tragen Gartenzwerge und Heinzelmännchen eine Mütze, die an einen Pilzhut erinnert, nicht umsonst werden Feen mit Libellenflügel und Engel mit Schwanenflügel dargestellt. Die Zeichentrickserie von den Schlümpfen, die in Fliegenpilzen wohnen, greift dieses alte Wissen ebenfalls wieder auf und zeigt, dass man die Schlümpfe und ihre Welt nur sehen kann, wenn man die Zauberflöte spielt. Diese Zauberflöte führt dann den Spieler mit magischen Klängen in die Trance und lässt ihn daraufhin die Anderswelt erleben. In Teilen Englands bezeichnet man Giftpilze abwertend sogar als „Fleisch der Gnome“.

Im Schamanismus ist der Fliegenpilz das Reisemittel schlechthin für das „Fliegen“ in andere Welten. Die rituelle Einnahme von halluzinogenen Pilzen, um mit der Anderswelt in Kontakt zu treten, hat bei vielen Naturvölkern auf der ganzen Welt eine lange Tradition – ganz besonders jedoch im traditionellen Schamanismus dieser Völker.

In einem anderen Bewustseinszustand können dadurch Bäume leicht zu Riesen, Libellen zu Feen, Pflanzen zu Elfen, Schwäne zu Engeln, Wolken zu Sylphen und Pilze zu Zwergen werden. Und umgekehrt werden Riesen wieder zu Bäumen, Feen wieder zu Libellen, Elfen wieder zu Pflanzen, Engel wieder zu Schwänen, Sylphen wieder zu Wolken und Zwerge wieder zu Pilzen, wenn wir aus der Trance zurückkehren, in die man übrigens auch ohne die Einnahme von halluzinogenen Pflanzen oder Pilzen gelangen kann.

Die Geister sind nicht verschwunden. Sie warten in den Steinen, Pflanzen und Tieren darauf, dass wir Menschen sie entdecken. (Aborigines)

Das heißt die Naturgeister sind weder ausschließlich ein Teil der nichtalltäglichen Wirklichkeit, die wir mit der Trance erleben, noch sind sie Hirngespinste unserer Fantasie, denn sie existieren tatsächlich auch in der alltäglichen Wirklichkeit – wenn auch in einer anderen Gestalt – und sind damit ein absolut reeller, existenter Teil dieser Welt. Man trifft sie in der alltäglichen Wirklichkeit in Wald und Flur, wenn man ihnen den nötigen Respekt erweist oder aber in der nichtalltäglichen Wirklichkeit, wenn man in Trance mit ihnen Kontakt aufnimmt.

Je nach Kultur haben diese Naturgeister zwar unterschiedliche Bezeichnungen, doch sie sind in nahezu allen Ländern vertreten und nicht selten sogar ein ganz selbstverständlicher Teil der Religion oder Kultur des jeweiligen Landes, wie z.B. die Feen in Irland, die Wichtel in Schweden oder die Elfen in Skandinavien. In unseren Breiten ist zwar ein großer Teil dieses naturspirituellen Glaubens durch die Feldzüge der Kirche verloren gegangen, doch das heißt nicht, dass es die Naturgeister nicht auch bei uns hier in Deutschland gibt. Etwas ist von dem naturspirituellen Glauben übrigen geblieben und wartet darauf, von uns entdeckt und, belebt und von uns wieder gelebt zu werden – wie in den guten alten Zeiten vor den Feldzügen der Kirche.

Wer sich die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang nimmt und bereit ist, die Natur währenddessen aus einer anderen Perspektive zu betrachten, der wird so manch interessante Entdeckungen in den Bäumen oder Pflanzen machen und sich nicht mehr fragen, ob sie besselt sind, sondern warum er dies erst jetzt bemerkt hat.

So entdeckt man früher oder später Baumgeister in den Bäumen, Pflanzengeister in den Pflanzen, Flussgeister in den Bächen und Flüssen, Feuergeister im Feuer, Luftgeister in den Wolken und sogar Berggeister in den Alpen, dem Fichtelgebirge, dem Harz oder dem Schwarzwald. Die Natur ist beGeistert, nur sind wir manchmal mit unserem Verstand noch zu weit davon entfernt, um dies zu erkennen, geschweige denn es zu beGreifen.